Mittwoch, 5. November 2008

Jeder Tag ein Erlebnis

(von gestern)


David gegen Goliath(David gewinnt meistens, weil Goliath voll aufpassen muss niemanden umzurennen) =)

Heute war ich mal wieder in der Schule. Eigentlich erst das zweite Mal wirklich als Lehrer, da wir ja die erste Woche nur observiert haben und ansonsten oft ausgefallen ist, wegen einer Hochzeit, einem Lehrerausflug und dem Bastel- und „Wie werde ich ein guter Lehrer?“- Workcamp von Lucka, einer tschechichen Freiwilligen aus Semarang.
Jedenfalls habe ich wieder Sport und Englisch mit den Kindern gemacht. Sport unterrichte ich immer mit der einzigen Sportlehrerin an der Schule zusammen.
Sie ist wirklich sehr nett und irgendwie gar nicht so frauentypisch für Indonesien.
Das Kopftuch und lange Kleidung ist zwar auch bei brütender Hitze und Sportaktivitäten Pflicht, aber dafür weiß sie sich gut durchzusetzen bei den frechen Jungs. Normalerweise sind Frauen nämlich dazu angewiesen leise zu sein.
Danach habe ich mich wie jedes Mal umgezogen. Sportsachen wurden gegen lange Hose, Hemd und schicke Schuhe getauscht. An meiner Schule gibt es nämlich einen Dresscode. Eine Schuluniform für alle und Mädchen müssen, egal ob sie es zu Hause so machen oder nicht, ein Kopftuch tragen, und ansonsten tragen Jungs und Mädchen lange Klamotten. Also kein T-Shirt oder eine kurze Hose,auch nicht beim Sport in der Mittagssonne. Ich als Lehrer wurde direkt beim ersten Gespräch mit dem Schulleiter darauf hingewiesen, bitte keine Polo-Shirts oder Jeans Hose anzuziehen. Außerdem darf ich keine Halskette tragen, was ich eigentlich gerne machen würde, da ich eine von meiner Mutter zum Abschied geschenkt bekommen habe. Da war ich echt sauer drüber, aber was soll man machen. Den Jungs ist es nämlich verboten, Ketten zu tragen und bei den Mädchen würde man sie wegen den Kopftüchern eh nicht sehen. Ich habe letztens darüber nachgedacht, ob ich mir als Schüler selber einen Dresscode gewünscht hätte. Ich glaube eher nicht, denn eine Schuluniform ist schon ziemlich langweilig und über so manche modische Fehltritte unserer Lehrer hätten wir uns auch nicht amüsieren können. =)


Trinkpause in der Mittagssonne

Nachher gehe ich wieder mit Sebastian Futsal spielen. Letzte Woche haben wir eine Einladung von einem indonesischen Kumpel bekommen und haben es dann trotz Hitze und zwischenzeitlichem Monsunregen geschafft vier Stunden durch zuspielen. Wer Futsal nicht kennt, dem sei gesagt dass das einfach nur Fussball auf einem kleinen Feld mit Betonboden ist.


ich muss durch den Monsun :-)

Danach haben wir uns ins Cafe nebenan gesetzt und ausgesprochen leckere Säfte getrunken. Dort habe ich mir dann auch eine indonesische Interpretation von Spaghetti Bolognese bestellt. Hat interessant geschmeckt. Genauso interessant, wie der Dönerkebab in Salatiga vor zwei Wochen. Beides war anders, aber lecker. Trotzdem habe ich da gemerkt, dass ich schon die weltbeste Pasta alla Mama vermisse. Also Mama, wenn du das liest, tipp mir doch schon mal bitte das Rezept in den Rechner und schick es mir per email. Danke!! ;-)


das sehr schöne Cafe direkt nebenan

Völlig verschwitzt, aber selig, sich mal endlich wieder so richtig verausgabt zu haben, haben wir uns dann von einem Beijak, den dreirädrigen Rikschas, nach Hause fahren lassen. Doch kurz vor unserem Boarding House war die Straße wegen einer Wedding Party abgesperrt. Also wollten wir den restlichen Weg zu Fuß gehen, aber wie das so ist, wurden wir dann von den 50 Gästen, die einer Liveband zuhörten, angestarrt und mussten Fotos mit ihnen machen. Die Band war dann erstmal Nebensache. Wann sieht man schon mal einen Boleh (Ausländer)? Als dann quasi jeder ein Andenkenfoto hatte, wollten wir nach Hause gehen. „Hey hey kalian bisa nani? Mau nani untuk kita?“, haben sie uns hinterher gerufen. „Hey, hey könnt ihr singen? Wollt ihr was für uns singen?“ Das fand ich irgendwie so eine witzige Sache, dass ich spontan einfach ja gesagt hab.
Also ab auf die improvisierte Bühne und los ging`s. Zuerst habe ich irgendwas Komisches mit der Band gesungen. Dann Let it be, Hey Jude und noch ein anderes Beatles Lied, das ich nicht kannte. Hat super viel Spass gemacht. Schließlich gab`s einen Bassisten, Schlagzeuger, Gitarristen, einen Mundharmonikaspieler und einen relativ alten Sänger. Als ich dann gehen wollte, hieß es: „Komm sing mal was alleine. Einer ist ja wohl noch drin.“ Alles klar. Why not? :-) Also hab ich mir die Gitarre geschnappt und habe New Shoes und I`m yours gespielt. Den Leuten hat`s gefallen und es war nicht ganz einfach denen dann zu erklären, dass ich nun schlafen möchte, weil morgen Schule ist. Aber mit meinem gebrochenen Indonesisch hat es dann doch geklappt und Sebastian und ich mussten uns erstmal beömmeln, weil es schon echt lustig ist, dass die uns Fremde einfach angesprochen haben. Da merkt man, dass die doch eine ganz andere Mentalität haben. Wer in Deutschland würde einen Unbekannten ansprechen, der gerade zufällig auf dem Weg nach Hause ist, ob er etwas mit der Band auf seiner Hochzeitsparty singen kann? Wieder mal nach dem Motto: Jeder Tag ein Erlebnis.

1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

Hi Gero, das Rezept sollst du haben! Es ist immer wieder schön, deine Berichte zu lesen und dabei zu staunen, zu schmunzeln oder was neues zu lernen.....und teilzuhaben an deinem Leben, dass dir und damit auch uns langsam vertrauter wird....alles Liebe deine ibu