Sonntag, 23. November 2008

Kulturaustausch!

Come on FC!!!!! =)

Es ist wieder soviel passiert!

Oh mann ich könnte wirklich jeden Tag etwas hierrein schreiben, soviel erlebe ich hier. Auch wenn es nur kleinere Dinge sind, verfolgen sie mich trotzdem und ich muss das Erlebte erstmal verarbeiten.

Zum Beispiel musste ich mich nach dem Frühstück am Donnerstag auch erstmal wieder sammeln. Ich habe nämlich wieder mal an meinem Stammwarung, zwei Häuser weiter, Essen gekauft. Ein bisschen Reis, Tempe (kann man nich erklären, sieht so >>> aus und ist aus Sojabohnen (danke an dieser Stelle an die treuen Leser!!) und Hühnchenbein, das zwar nicht gebraten, sondern nur gekocht war, aber ich dachte: "Hühnchen ist Hühnchen."
Ich habe mir das dann mit nach Hause genommen und mich in den Flur gesetzt. Der Reis war lecker, das Tempe auch, aber in dem Hühnerbein waren irgendwie zuviele Knochen drin. Ich habe das dann am Knöchel genommen, einmal umgedreht und wegen der Augenhöhlen festgestellt, dass es sich nicht um ein Schenkelchen, sondern um einen Hühnerkopf samt Hals handelt. Mir ist wirkich schlecht geworden, weil auch die Haut (habe direkt in die Kopfhaut gebissen) sehr labbrig war. Einen Hahnenkamm hatte es auch noch und ans Aufessen war gar nicht mehr zu denken. Ab jetzt gucke ich mir immer vorher an, was ich bestelle!!

Dieses Wochenende war ich nach drei Wochen mal wieder nur in Pekalongan und nicht irgendwo anders. Letzte Woche waren wir ja bei dem Workcamp von Anna-Lena. Wir haben die Wände abgeschmirgelt und außen orange und die Zimmer hellgrün gestrichen. Die Kinder haben sich die Farben wohl selber so ausgesucht =) Aber es sieht jetzt viel besser aus, als vorher. Hier mal die Vorher / Nachher-Fotos. Wer noch mehr über das Workcamp lesen will, hier ist der Link zu dem Posting von Anna-Lena auf ihrem Blog.

vorher










nachher









Letzte Woche hatte ich dann aber auch noch ein blödes Erlebnis. Als ich im Sportoutfit (lange Trainingshose, Poloshirt) morgens vor der Stunde über den Schulhof gelaufen bin, während alle Kinder Pause hatten, kamen direkt wieder 10 bis 20 Kinder angelaufen und wollten guten Morgen sagen. Aber ein Junge hat mir einfach meine Trainingshose bis zur Hälfte vom Oberschenkel runtergezogen. Da war ich echt geplättet und vor allem war mir das so peinlich, weil gerade wirklich jeder, Lehrer und Schüler, auf dem Schulhof waren. Ich habe mir dann den Namen von dem Jungen sagen lassen, weil er schon wieder über alle Berge war. Und zack, schon wieder ein Junge aus der gleichen Klasse, zieht mir wieder die Hose ein Stück runter. Und da war`s echt vorbei mit meiner Geduld. Ich habe vorher bestimmt zehn Mal auf Indonesisch gesagt, dass es reicht und sie haben trotzdem nicht aufgehört. Ich war nicht sauer, aber so aufgebracht und irgendwie auch überrascht, dass ich direkt zum Schulleiter gegangen bin. Er hat dann die Kinder zwei Jungs aus der Klasse geholt und ihnen gesagt, dass jetzt ihre Eltern in die Schule kommen müssen und dass sie eine schlechte Beurteilung oder so bekommen werden. Das tat mir dann natürlich Leid für die beiden, weil ich weiß, dass es nicht böse gemeint war, weil sie mich in dem Moment einfach nur als Kumpel und nicht als Lehrer angesehen haben. Aber da haben sie echt eine Grenze überschritten und im Nachhinein war es, glaube ich, ganz gut, denn ihnen ist das klar geworden und ich denke sie werden es demnächst respektieren, wenn ich sage, dass es genug ist.

Auf ein blödes Erlebnis folgt ja bekanntlich ein Gutes. Und weil im Moment die Zeit so rast und ich so viel erlebe, kam dies auch direkt am gleichen Abend. Dort hatte ich nämlich einen Auftritt auf einer "Reggea Party", die jede Woche stattfindet. Die Woche war ich schoneinmal mit Hassan da und habe seine Kumpels kennen gelernt. Alles echt gute Musiker. Was dann kam könnt ihr euch denken?!

typische Frage von seinen Kumpels: "Sing doch mal eben was für uns!"
Gero: "Was? Wo? Wer? Mit welcher Band?"
Kumpels: "Hmmm hast ja Recht, aber wenn du Lust hast treffen wir uns nächsten Mittwoch und proben mal."
Gero bekommt leuchtende Augen: "Ja klar, warum denn nicht?! Ich bin dabei! Kennt ihr I`m yours und New Shoes?"
Kumpels: "I`m yours schon, aber New Shoes? Schick mal eben auf mein Handy!"

Fortsetzung folgt...

...jetzt! =)

So oder so ähnlich war das und nach einer maximal 2-stündigen Probe, hatten wir die Stücke drauf. Da war ich echt platt, weil die New Shoes vorher gar nicht kannten. Die haben sich das dann angehört und alleine geübt und zusammen hat das dann auch sofort super geklappt. Am Donnerstag selber haben wir die Stücke nocheinmal durchgespielt und abends war schon der Auftritt.
Die pekalonganer Reggeaszene hat sich versammelt und vor ungefähr 50 oder 70 Leuten haben dann mit mir vier Bands gespielt.
Das hat wieder richtig Spass gemacht, auch weil ich nach dem Abiball, wo ich auch mit ein paar Jungs aus meiner Stufe aufgetreten bin, unbedingt nochmal sowas machen wollte.
Die nächste Probe ist am Mittwoch und mal sehen, was wir dann am Donerstag spielen werden. =)

Ansonsten gibt es von diesem Wochenende nichts größeres zu berichten. Gintaras wird nächste Woche auch in mein Boarding House ziehen. Dann sind wir zu dritt dort und ich denke, das wird schon ziemlich cool dann.

So bis dann und viel Spass beim Schlittenfahren, Auto kratzen und Schnee schüppen!! ;-)

Dienstag, 18. November 2008

Weltbilder

Hey ihr da am anderen Ende der Welt!

Ich wollte nur kurz auf ein super Projekt aufmerksam machen, bei dem ich natürlich auch mitmache. Es heißt Weltbilder und möchte die Globalisierung greifbar machen. Es gibt verschiedene Dinge, die später zu Austellungen zusammengefügt werden. Zum Beispiel haben am 30.10. um 12:45 h 112 Freiwillige, so wie ich, auf der ganzen Welt ein Foto gemacht und zwei Sätze dazu geschreiben. So wurde quasi die Zeit auf der ganzen Welt für einen Moment angehalten und das Resultat wird eine interaktive Weltkarte mit den Fotos und den Texten sein. Es ist zwar noch in Arbeit, aber das solltet ihr wirklich verfolgen.

Es gibt auch noch andere Aktionen dort, die ihr euch aber selber durchlesen könnt.
Hier ist der Link zu der Seite. Guckt auch mal beim Feedback nach. Vielleicht findet ihr ja jemanden, den ihr kennt dort ;-)

Freitag, 14. November 2008

Yogya mal wieder


Yogya

Letztes Wochenende waren wir alle, bis auf Inga und Isabelle in Yogyakarta und haben den Geburtstag von Steffi gefeiert. Natürlich in der Bintang Bar, der Treffpunkt für hippe Leute. So quasi ist das wirklich. Zum Beispiel ist das die Stammbar von Shaggydog und anderen mehr oder weniger bekannteren Bands aus Indonesien.
Jedenfalls hatten wir viel Spass und haben einen lustigen Abend natürlich mit Livemusik verbracht und dazu getanzt.


Lisa, Gero, Steffi

Am nächsten Tag wollte ich eigentlich gerne nach Borobudur, aber das hat sich irgendwie nicht ergeben. War auch zu regnerisch an dem Tag. Abends wollten wir dann eigentlich alle zum Shaggydog Konzert, aber wir haben es irgendwie mit der indonesischen Gelassenheit genommen und sind erst um 22:30 Uhr dort angekommen und das Konzert war schon fast vorbei, weil die schon um 10 Uhr angefangen haben. Die spielen irgendwie immer nur für eine Stunde. War zwar recht schade, weil das so das Highlight gewesen wäre, aber was soll man machen. Am 29.11. ist wieder ein Konzert in Yogya. Vielleicht gehe ich da hin.


Pause


angekommen!

Dann war schon Sonntag und wir (Lisa, Nino, Steffi, Tina, Sebastian und ich) haben uns spontan überlegt, mit Rollern an die Südküste Javas zu fahren und uns dort ein oder zwei Buchten anzugucken. Wir haben dann nach vierstündiger regenreicher Fahrt auch eine ganz schöne Bucht gefunden. Sofort sind wir ins Meer gesprungen und haben es genossen abends um 18 Uhr an einem verregneten Novembertag im Meer zu schwimmen. Danach gab es etwas zu essen und wir haben uns in eine gemütliche Surferbar gesetzt und Poker gespielt.


unsere Bungalows direkt am Meer


Nino und ich hatten Spass

Ausgeschlafen sind wir dann an der Küste entlang gefahren. Teilweise durch Dschungel, tolle Mangrovenwälder und vorbei an Reisfeldern. Doch man muss aufpassen, dass man nicht zu viel durch die Landschaft guckt, da die Straßen echt schlecht sind. Da ist mal ein dickes Schlagloch, dort eine Kokusnuss auf der Straße und dahinter ist die Fahrbahn ganz eingebrochen. Nur ein kleines Eisenfass weist darauf hin, dass man besser nicht geradeaus fährt. Lustig sind auch die vielen Hügel, auf die man erst ziemlich steil hinauffährt, ohne zu sehen, was dahinter ist und dann eröffnet sich eine komplett neue Landschaft.









So kam es, dass wir nach 1,5 Stunden Fahrt eine super coole Bucht vor uns hatten. Kurzerhand sind wir runter vom Mopped und direkt ins Meer gesprungen. Fast weißer Sand, blaues, klares Meer und tolle Felsen an den Seiten.
Was will man mehr? Vielleicht Kühe?


Kühe?

JA, Strandkühe! Die kamen da auf einmal vorbei spaziert. Wahrscheinlich ernähren sie sich auch von den Algen. War auf jeden Fall ein witziges Bild, die Kühe da am Strand.

Als dann aber der Himmel immer dunkler wurde und uns drohte "[...]auf den Kopf zu fallen!" (Majestix), sind wir dann schnell zurück nach Yogya gefahren und haben von dort einen Travel nach Pekalongan genommen. Ein Travel ist ein Minibus, der in einer Stadt Leute abholt und in einer anderen Stadt wieder absetzt. Normalerweise dauert die Fahrt vier oder fünf Stunden, aber der Fahrer ist zwei Stunden durch Yogya gefahren, weil er die Leute nicht gefunden hat, die er abholen sollte. Also sind wir erst nach sieben Stunden abends um elf in Pekalongan angekommen.

Es war aber echt toll durch die indonesische Landschaft zu fahren. Ich habe viele neue Eindrücke gesammelt und wirklich viel Spass daran gehabt, mal wieder auf zwei Rädern zu fahren, auch wenn sich meine Knie und der Lenker vom Roller nicht so gut verstanden haben.

Die letzte Woche war ich wieder in der Schule und es war wieder schön mit den Kindern, die immer noch sehr neugierig sind und viel von mir, meinem Land und Michael Ballack wissen wollen. Oft, wenn ich über den Schulhof laufe, habe ich eine Truabe von 10 bis 20 Kindern hinter mir, die alle ganz aufgeregt sind und mir die Hand geben wollen. Der Unterricht hat auch super geklappt. Vor allem freuen sie sich immer tierisch, wenn ich mit ihnen ein Spiel spiele oder singe. "If you`re happy and you know it clap your hands" Och und die waren sowas von happy! Ich glaube das haben sie noch nie erlebt, dass im Englischunterricht gesungen und Gitarre gespielt wird. Einmal Kulturaustausch zum mitnehmen bitte ;-)

Gerade sitze ich in einem Internetcafe in Semarang, das zum Glück relativ schnell ist. Sogar das Video klappt. Ich bin echt froh. Morgen haben wir hier ein Workcamp. Wir helfen Anna-Lena, die hier in einem Waisenhaus Volunteer ist, die Wände anzumalen und fröhlicher zu machen. Vielleicht haben wir auch am Montag noch ein Meeting mit unserer Organisation.
Ach und das mit den Philippinen gibt wahrscheinlich nichts, weil der Flug viel zu teuer ist. Circa 400 Euro und dort muss man ja dann auch noch leben. Ist zwar schade, aber ich denke, Gintas und ich werden in Indonesien etwas rumreisen. Wäre doch gelacht, wenn wir niemanden finden, der mit uns Weihnachten feiern will =)

So weit, so gut. Ich melde mich dann wieder, wenn es etwas zu erzählen gibt. Und seid nicht zu neidisch, wegen den Fotos. Wer braucht schon einen Sonnenbrand im November? :D :D Und außerdem seid ihr natürlich jederzeit herzlich eingeladen, mich zu besuchen ;-)

Die kleinen Dinge

In Yogyakarta habe ich zufällig im Vorbeigehen diese "Opaband" gesehen. Wirklich tolle javanesische Musik. Da merke ich dann immer, dass es die kleinen Dinge sind, die mir die größte Freude bereiten.

Donnerstag, 6. November 2008

Ähhmm, ...

...ganz kurz mal eben:

Sprit kostet hier so viel:



Mit dem aktuellen Umrechnungskurs (1 € = 14.345 Indonesische Rupie (IDR)) macht das genau 0,41851980 € für einen Liter Normalbenzin (Premium) =)
Wie teuer ist es bei euch im Moment?

Mittwoch, 5. November 2008

Integration

Mittlerweile bin ich nun schon einen Monat hier. Wie ich schon in dem Posting über mein erstes Tief geschrieben habe, komme ich gar nicht darum herum, mich anzupassen und mich zu verändern. Natürlich noch keine wirklich große Veränderung, erst nach einem Monat, aber an den kleinen Dingen merkt man es schon. In Deutschland war ich immer sehr pünktlich und habe das auch von den anderen erwartet. Wenn man pünktlich ist, zeigt man der anderen Person, dass man sie ernst nimmt. So oder so ähnlich denken glaube ich die meisten Deutschen. Doch hier ist es einfach eine andere Mentalität. Komme ich heut nicht, komme ich morgen. Warten ist für mich ganz normal geworden. Während ich es zu Hause gar nicht leiden konnte und möglichst immer etwas zu tun haben wollte, ist es mittlerweile in Ordnung ein bis zwei Stunden in der Hitze auf irgendetwas zu warten. Oft weiß man sogar gar nicht worauf man eigentlich wartet. Aber das ist halt so. Dann unterhält man sich eben oder beobachtet die Leute. Man muss sich damit arrangieren. Etwas anders bleibt einem nicht übrig.
Auch denkt man sich nach der dritten Kakerlake und der vierten Ratte: „Soll ich mich jetzt jedes Mal erschrecken, wenn die Ratten über die Balken direkt über mir laufen, während ich mein Fahrrad in den Schuppen bringe? Oder mich ekeln, wenn zwei Kakerlaken vor mir im Badezimmer rumlaufen? Soll ich das Wasser zum Duschen oder das Geschirr dreckig finden? Soll ich wirklich ein Jahr Klopapier benutzen und damit riskieren, dass die Rohre verstopfen? Soll ich mich über jeden aufregen, der mal wieder 'Mister, Mister' ruft? Ist es nicht einfacher und vor allem stressfreier sich einfach an alles zu gewöhnen?“ Es ist zwar nicht leicht, aber wiedermal bleibt einem nichts anderes übrig, als sich damit abzufinden. Man wird gelassener und zufriedener. Es bringt einfach nichts, sich über alles zu beschweren und aufzuregen. Mir gelingt es natürlich nicht immer, mir das vor Augen zu führen, aber es wird immer besser.

Neben meiner Anpassung, merke ich, wie ich integriere und integriert werde. Es vergeht kaum ein Tag oder eine Woche, wo man nicht zu irgendetwas eingeladen wird. Auch wenn eine Einladung hier häufig nur als Redefloskel verwendet wird, ungefähr so wie in Deutschland das „Wie geht`s?“ am Anfang eines Gespräches, für dessen Antwort man sich aber manchmal gar nicht interessiert, war ich bis jetzt schon unter anderem auf zwei Hochzeiten und einer Trauerfeier.


wir mit dem Hochzeitspaar

Die Hochzeiten sind hier ein großes Ereignis. Am Tag der Hochzeit, werden Braut und Bräutigam im Kreise der Familie und der Freunde vermählt. Den Tag danach findet dann eine Wedding Party statt. Dort wird dann die gesamte Straße oder sogar Viertel eingeladen. Das Hochzeitspaar wird schon früh hübsch gemacht und auf eine Bühne gesetzt.


Steffi und Lisa wurden auch noch hübscher gemacht ;-)

Jeder, der nun eintrifft, geht auf die Bühne und begrüßt das Paar. Natürlich werden dann auch Fotos gemacht, allerdings immer nur auf der Bühne. So kommt es, dass ich echt Mitleid mit den beiden bekommen habe, weil sie nicht da runter konnten und sich bestimmt wie im Zoo fühlen mussten. Auf jeden Fall waren alle sehr schick und es gab super Essen. Nachher wurde dann die Braut von ihren Eltern an die Eltern des Mannes mit einer kurzen Zeremonie übergeben. Das war dann gleichzeitig auch das Ende und alle sind nach Hause gegangen.


die Zeremonie, bei der die Braut geweint hat

Heute war ich das erste Mal auf einer Trauerfeier hier in Indonesien. Die Mutter unserer Contact Person und Englischlehrerin an unserer Schule ist gestorben. Hier ist es üblich, dass der oder die Tote dann im Wohnzimmer aufgebahrt und zugedeckt wird. Alle Verwandten, Freunde, Bekannten, Nachbarn und Kollegen, so wie wir, werden dazu eingeladen. Man wünscht herzliches Beileid, sitzt zusammen, unterhält sich und nach einer halben Stunde verabschiedet man sich wieder. Ich denke es dient hauptsächlich als eine Art Respektsdarbietung und daher ist es, glaube ich, nicht so wichtig, wie lange man bleibt.
Die indonesische Kultur eröffnet sich für mich immer mehr und es ist toll, das zu merken. So langsam beginnt die Integration und ich bin gespannt, auf alles was noch kommen wird...

Jeder Tag ein Erlebnis

(von gestern)


David gegen Goliath(David gewinnt meistens, weil Goliath voll aufpassen muss niemanden umzurennen) =)

Heute war ich mal wieder in der Schule. Eigentlich erst das zweite Mal wirklich als Lehrer, da wir ja die erste Woche nur observiert haben und ansonsten oft ausgefallen ist, wegen einer Hochzeit, einem Lehrerausflug und dem Bastel- und „Wie werde ich ein guter Lehrer?“- Workcamp von Lucka, einer tschechichen Freiwilligen aus Semarang.
Jedenfalls habe ich wieder Sport und Englisch mit den Kindern gemacht. Sport unterrichte ich immer mit der einzigen Sportlehrerin an der Schule zusammen.
Sie ist wirklich sehr nett und irgendwie gar nicht so frauentypisch für Indonesien.
Das Kopftuch und lange Kleidung ist zwar auch bei brütender Hitze und Sportaktivitäten Pflicht, aber dafür weiß sie sich gut durchzusetzen bei den frechen Jungs. Normalerweise sind Frauen nämlich dazu angewiesen leise zu sein.
Danach habe ich mich wie jedes Mal umgezogen. Sportsachen wurden gegen lange Hose, Hemd und schicke Schuhe getauscht. An meiner Schule gibt es nämlich einen Dresscode. Eine Schuluniform für alle und Mädchen müssen, egal ob sie es zu Hause so machen oder nicht, ein Kopftuch tragen, und ansonsten tragen Jungs und Mädchen lange Klamotten. Also kein T-Shirt oder eine kurze Hose,auch nicht beim Sport in der Mittagssonne. Ich als Lehrer wurde direkt beim ersten Gespräch mit dem Schulleiter darauf hingewiesen, bitte keine Polo-Shirts oder Jeans Hose anzuziehen. Außerdem darf ich keine Halskette tragen, was ich eigentlich gerne machen würde, da ich eine von meiner Mutter zum Abschied geschenkt bekommen habe. Da war ich echt sauer drüber, aber was soll man machen. Den Jungs ist es nämlich verboten, Ketten zu tragen und bei den Mädchen würde man sie wegen den Kopftüchern eh nicht sehen. Ich habe letztens darüber nachgedacht, ob ich mir als Schüler selber einen Dresscode gewünscht hätte. Ich glaube eher nicht, denn eine Schuluniform ist schon ziemlich langweilig und über so manche modische Fehltritte unserer Lehrer hätten wir uns auch nicht amüsieren können. =)


Trinkpause in der Mittagssonne

Nachher gehe ich wieder mit Sebastian Futsal spielen. Letzte Woche haben wir eine Einladung von einem indonesischen Kumpel bekommen und haben es dann trotz Hitze und zwischenzeitlichem Monsunregen geschafft vier Stunden durch zuspielen. Wer Futsal nicht kennt, dem sei gesagt dass das einfach nur Fussball auf einem kleinen Feld mit Betonboden ist.


ich muss durch den Monsun :-)

Danach haben wir uns ins Cafe nebenan gesetzt und ausgesprochen leckere Säfte getrunken. Dort habe ich mir dann auch eine indonesische Interpretation von Spaghetti Bolognese bestellt. Hat interessant geschmeckt. Genauso interessant, wie der Dönerkebab in Salatiga vor zwei Wochen. Beides war anders, aber lecker. Trotzdem habe ich da gemerkt, dass ich schon die weltbeste Pasta alla Mama vermisse. Also Mama, wenn du das liest, tipp mir doch schon mal bitte das Rezept in den Rechner und schick es mir per email. Danke!! ;-)


das sehr schöne Cafe direkt nebenan

Völlig verschwitzt, aber selig, sich mal endlich wieder so richtig verausgabt zu haben, haben wir uns dann von einem Beijak, den dreirädrigen Rikschas, nach Hause fahren lassen. Doch kurz vor unserem Boarding House war die Straße wegen einer Wedding Party abgesperrt. Also wollten wir den restlichen Weg zu Fuß gehen, aber wie das so ist, wurden wir dann von den 50 Gästen, die einer Liveband zuhörten, angestarrt und mussten Fotos mit ihnen machen. Die Band war dann erstmal Nebensache. Wann sieht man schon mal einen Boleh (Ausländer)? Als dann quasi jeder ein Andenkenfoto hatte, wollten wir nach Hause gehen. „Hey hey kalian bisa nani? Mau nani untuk kita?“, haben sie uns hinterher gerufen. „Hey, hey könnt ihr singen? Wollt ihr was für uns singen?“ Das fand ich irgendwie so eine witzige Sache, dass ich spontan einfach ja gesagt hab.
Also ab auf die improvisierte Bühne und los ging`s. Zuerst habe ich irgendwas Komisches mit der Band gesungen. Dann Let it be, Hey Jude und noch ein anderes Beatles Lied, das ich nicht kannte. Hat super viel Spass gemacht. Schließlich gab`s einen Bassisten, Schlagzeuger, Gitarristen, einen Mundharmonikaspieler und einen relativ alten Sänger. Als ich dann gehen wollte, hieß es: „Komm sing mal was alleine. Einer ist ja wohl noch drin.“ Alles klar. Why not? :-) Also hab ich mir die Gitarre geschnappt und habe New Shoes und I`m yours gespielt. Den Leuten hat`s gefallen und es war nicht ganz einfach denen dann zu erklären, dass ich nun schlafen möchte, weil morgen Schule ist. Aber mit meinem gebrochenen Indonesisch hat es dann doch geklappt und Sebastian und ich mussten uns erstmal beömmeln, weil es schon echt lustig ist, dass die uns Fremde einfach angesprochen haben. Da merkt man, dass die doch eine ganz andere Mentalität haben. Wer in Deutschland würde einen Unbekannten ansprechen, der gerade zufällig auf dem Weg nach Hause ist, ob er etwas mit der Band auf seiner Hochzeitsparty singen kann? Wieder mal nach dem Motto: Jeder Tag ein Erlebnis.