Freitag, 26. Dezember 2008

Hari Natal - Weihnachten

Zu allererst frohe Weihnachten an euch! Ist ja noch "just in time", heute am zweiten Weihnachtstag. Und vielen Dank fuer die vielen Weihnachtsgruesse von euch! Ich habe mich sehr gefreut und hoffe ihr hattet ein tolles Fest.


Ja, wie sieht Weihnachten aus, am anderen Ende der Welt in einem hauptsaechlich muslimischen Land? Auf jeden Fall anders, als ich mir es vorgestellt habe!

Statt erhofftem Weihnachten unter Palmen, wurde es ein Weihnachten auf dem Pelni Liner, ein langsames, mit Fracht und Leuten voll beladenes, dreckiges und stinkiges Schiff. Wir hatten das billigste Ticket gekauft. Der Preis fuer die erste und zweite Klasse war uns zu teuer und so schipperten wir 26 Stunden auf dem Meer umher. Die Leute haben in vollen Schlafrauemen oder direkt draussen neben der Reeling auf dem Boden geschlafen. Alles was an Weihnachten erinnerte, war eine kitschige Weihnachtsdeko und ein Plastiktannenbaum im Speiseraum der ersten und zweiten Klasse. Keine Palmen, kein Strand und kein Paradies - Was war passiert?

Gintas und ich sind am 18.12.08 gut in Makassar gelandet. Was folgte, war eine 30 stuendige Busfahrt, eine fuenfstuendige Superjetbootfahrt, eine zehnstuendige Nachtbootfahrt und eine zweistuendige Publicboatfahrt, um auf die Paradiesinsel, Pulau Hoga, die zu den Wakatobi Inseln gehoert, zu gelangen. Dazu kamen dann noch Wartezeiten von ueber 20 Stunden. So hatten wir uns das nicht vorgestellt. Mit zwei Tagen Anreise haben wir gerechnet, aber nicht mit vier. Aber einmal unterwegs hatten wir keine andere Wahl, als weiter zu fahren. Jedenfalls sind wir dann am 22.12.08 morgens auf einer Insel weit weg vom Festland gestrandet und haben nach einem langen Strandspaziergang festgestellt, dass es dort nichts, ausser zwei Hotels (eins hatte geschlossen), einem super kleinen Fischerdorf (zehn Haeuser) viel Muell am Strand (ein Flip Flop mit meiner Groesse war leider nicht dabei) und abertausenden aggressiven Muecken, die sogar Denguefieber haben koennen, gibt. Nachmittags hat es auch noch angefangen zu regnen.

Unser Zimmer war mitten im Wald. Es hatte zwar ein Dach und Waende, aber ueber der Tuer war alles offen. Nur ein Moskitonetz gab Schutz vor allen moeglichen Tieren (nachts kam sogar eine kleine Krabbe herein spaziert). Es war super schwuel, heiss und die Tiere haben richtig Laerm gemacht. Wir hatten auch keinen Strom, nur eine Taschenlampe, um das Bett zu finden. Als wir uns dann beim Hotelchef darueber beschwert haben und einen Rabatt wollten, hat er uns gedroht, dass er uns nicht zurueck auf die naechste Insel faehrt, von der aus die Schiffe zurueck fahren, falls wir weiter auf den Preisnachlass bestehen. Spaetestens jetzt war uns klar, das kann hier nicht das Paradies sein. Wer hat uns das empfohlen und wie bitte geht es zurueck?

Zurueck ging es dann am naechsten Moregen um fuenf Uhr frueh, nach einem halben Tag auf Pulau Hoga, zu der wir es vier Tage gebraucht haben. Wir waren frustriet, enttauescht und super muede, aber die Entscheidung umzukehren war uns voellig klar, auch wenn wir wussten, dass wir Weihnachten in irgendeinem Bus, auf irgendeiner Faehre oder eben auf dem Pelni Liner verbringen werden.

Und so sind wir dann am 24.12.08 um fuenf Uhr frueh ab Kendari nach Luwuk aufgebrochen. Das Schiff war wirklich sehr trostlos. Scharen von Menschen, die sich irgendwo einen Ort zum Schlafen suchen. Manchmal sogar draussen, totz Wind Dreck und Naesse. Gluecklicherweise war die Schiffscrew, wie alle Indonesier, an uns Weissen interessiert und nach ein wenig Smalltalk und genoetigtem Laecheln, durften wir im Speiseraum von der ersten und zweiten Klasse auf zwei Sofas schlafen. Es gab sogar einen Fernseher und eben diesen kitschigen Plastiktannenbaum, wo am heiligen Abend dann mit guter Miene zum boesen Spiel dieses Bild entstanden ist.


Merry Christmas

So bloede Weihnachten habe ich noch nie erlebt. Da bin ich schon tausende Kilometer entfernt von meiner Familie, die ich sehr vermisse, entfernt und dann lande ich Weihnachten in der Economyclass auf dem Pelni Liner. Das war echt nicht einfach und zum Glueck haben meine Eltern aufbauende Worte gefunden, als ich sie abends traurig angerufen habe und frohe Weihnachten gewuenscht habe. Das werde ich so schnell nicht vergessen.

Dennoch bin ich dann irgendwie gut eingeschlafen. Als wir dann um 25.12.08 um sieben Uhr morgens in Luwuk angekommen sind, haben wir einen Bus ueber katastrophal schlechte Strassen nach Ampana genommen. Fuer unsere Verhaeltnisse war die Fahrt mit sieben Stunden recht kurz, wenn man bedenkt, dass wir in den letzten Tagen durchschnittlich 15,4 Stunden taeglich (ja, man hat viel Zeit auf dem Pelni Liner) unterwegs waren.

Jedenfalls sind wir jetzt in Ampana, haben ein Hotel mit Wasser, Toilette und, man mag es kaum glauben, Strom. Wir haben gestern Weihnachten mit einem Abendessen am Kieselstrand nachgeholt. Wir hatten sogar einen kleinen Weihnachtsbaum, den mir mein Papa noch in Deutschland mitgegeben hatte, und Weihnachtsmusik auf meinem Handy. War schon lustig, wie die Leute geguckt haben. Sieht ja auch witzig aus, wie wir da sitzen unter dem Sonnenschirm, oder?


Weihnachtsdinner

Geschlafen haben wir dann gut und morgen geht die Faehre auf die Togean Islands. Irgendwelche Erwartungen an die Inseln habe ich mittlerweile nicht mehr, quasi aus Selbstschutz. Aber wir sind zuversichtlich und wir werden dort erstmal ein paar Tage verbringen, um zur Ruhe und zu dem eigentlich geplanten Urlaub zu kommen. Da kann dann auch eventueller Regen nichts dran aendern. Trotzdem: Daumendruecken hat noch nie geschadet. Vielen Dank schon mal ;-)

Vielleicht sind wir auch ueber Silvester dort, je nach dem, wie die Faehren fahren.
Internet gibt es da nicht und daher wuensche ich euch schon mal alles, alles Gute fuer 2009. Feiert schoen und in neun Monaten sehen wir uns ja schon wieder.

Macht's gut, Gero


An alle Spender: Ich sitze momentan an dem ersten Zwischenbericht. Es sind ja schon fast drei Monate um. Weil wir hier in Sulawesi aber nur selten einen Computer zu Gesicht bekommen, kann ich wohl erst im Januar fertig werden. Daher habt bitte noch ein wenig Geduld und dann schicke ich ihn Mitte/Ende Januar rund. Danke dafuer!

Dienstag, 9. Dezember 2008

Idul Adha!


Public Praying


Männer vorne, Frauen hinten

Gestern war ein großer Feiertag für alle Muslime. Im Indonesischen heißt dieser Tag Idul Adha, das Opferfest. An diesem Tag werden zur Erinnerung an die Opferbereitschaft Abrahams, der bereit war seinen eigenen Sohn, Ismael zu opfern, Ziegen, Schafe, Bullen, Kühe und in arabischen Ländern Kamele geopfert. Nach einem speziellen Morgengebet um sechs Uhr morgens wird alles für die Schächtung, das rituelle Schlachten, vorbereitet.


der Streichelzoo


Ich kam gerade vom Frühstück in der Stadt wieder, als alle Leute aus meinem Gang an der Moschee standen. Die fünf Ziegen, die mich einen Tag vorher noch durch ihr Mähen aufgeweckt haben, da sie direkt vor meinem Boarding House angebunden waren, standen schon bereit. Ich wurde nach vorne geschoben und nachdem die Ziege gesegnet wurde, begannen alle ein spezielles Lied zu singen.


Segnung


Drei Männer...

...haben sich dann die Ziege geschnappt und auf den Boden gelegt. Nachdem der Schlachter sein Messer geschärft hat, setzt er am Hals an und schneidet komplett die Kehle durch, sodass das Tier ausbluten kann. Der Koran schreibt nämlich vor, dass Muslime kein Blut verzehren dürfen. Aber für die Opfertiere ist es ein qualvoller Tod, da sie vorher nicht betäubt werden und sie sich noch ein bis drei Minuten danach hin und her winden, bis sie regungslos liegen bleiben. Da eines der deutschen Staatsziele der Tierschutz ist, ist diese betäubungslose Schlachtung generell verboten. Es war schon wirklich nicht leicht so etwas mit anzusehen.


Sapi tanpa kepala (Kuh ohne Kopf)

Die Kuh, bei deren Opferung ich auch zugesehen habe, hat sich sogar noch ohne Kopf bewegt. Alles war voller Blutund es sah brutal aus, wie sich die Tiere teilweise gewehrt haben. Aber das ist nun Mal Teil der Kultur in Indonesien und ich wusste auch vorher, dass ich hier an meine Grenzen kommen werde. Dieser Tag, an dem einige Hundert, wenn nicht sogar Tausend, Ziegen und einige Dutzend Rinder allein in Pekalongan geschlachtet wurden, war so ein Grenzerlebnis. Die Straßen und Kanäle waren oft rot gefärbt und ab und zu musste ich mir die Nase zu halten.


Kanal

Aber aus der anderen Perspektive gesehen, ist dieser Tag der höchste Feiertag im Jahr. Man besucht seine Verwandschaft, lädt seine Freunde und Bekannten ein und isst zusammen. Das meiste Fleisch wird jedoch an die armen und bedürftigen Menschen gespendet. So gesehen war ich einfach nur aufgeregt, geschockt, überfordert, überrascht (macht daraus bitte ein Wort. Ich weiss sonst nicht, wie ich es ausdrücken soll ;-)) von den vielen Schächtungen, da ich noch nie dabei zugesehen habe. Aber ich fand es auch spannend und interessant. Ich bin froh, das einmal miterlebt zu haben und der Rest des Tages bestand dann auch daraus, zu essen, zu essen und zu essen. Sate über Sate (Fleischspieße)!

Schaut euch die Diaschau an. Ich habe extra nur die harmloseren Bilder ausgewählt. Falls ihr dennoch denkt, das ein oder andere Bild ist zu brutal, da es für Jedermann zugänglich ist, lasst es mich wissen.

Ich bin im Moment noch etwas schlapp. Es ist schon fast halb zwei nachts und die gesamte letzte Woche war ich krank. Deswegen heute nur dieser kurze Post. Aber wenn ihr noch mehr über dieses Fest wissen wollt oder ihr Fragen habt, schreibt mir.

Mittwoch, 3. Dezember 2008

Überschwemmung!

Hier mal die lang versprochenen Bilder von dem Hochwasser in meinem Gang. Auf dem ersten Foto kann man das Wasser sehen, das schon bis zur Wand von meinem Zimmer reicht. Bei mir wurden schon Handtücher vor die Zimmertür gelegt und das Wasser kam fast bis in den Flur. Es hat ungefähr noch ein Zentimeter gefehlt. Unsere Nachbarn hatten ungefähr 20 Zentimeter Wasser in ihrem Haus stehen und mussten es mit Eimern nach Draußen befördern. Also echt kein Spass und mir kam es komisch vor soetwas mitzuerleben, da man socleh Bilder sonst nur aus dem TV kennt. Es ist zwar nochmal glimpflich ausgegangen, aber die Leute hatten schon Not und Angst um ihre Häuser.



Das andere Bild ist vom letzter Woche, wo es nachmittags auch einmal sehr stark geregnet hat. Die Kinder hatten viel Spass und ich habe nachher mit ihnen Fussball im Regen gespielt. Aber man kann gut erkennen, dass das Abflusssystem nur sehr schlecht funktioniert und wenn es wirklich einmal viel regnet, wird alles zu einer riesigen Badewanne.



Im Moment bin ich leider etwas krank. Mein Chef ist zu einem wöchentlichen Seminar hergekommen. Deswegen bin ich schlapp und habe kaum Lust etwas zu machen. Außerdem ist hier in Pekalongan eh nich so viel los, wo man etwas drüber schreiben könnte.
Ich habe bis zum 11.01.09 frei und werde mit Gintaras nach Sulawesi fliegen. Lest euch mal was über Sulawesi durch. Es ist echt interessant dort.

machts gut und bis dann, Gero