Mittwoch, 5. November 2008

Integration

Mittlerweile bin ich nun schon einen Monat hier. Wie ich schon in dem Posting über mein erstes Tief geschrieben habe, komme ich gar nicht darum herum, mich anzupassen und mich zu verändern. Natürlich noch keine wirklich große Veränderung, erst nach einem Monat, aber an den kleinen Dingen merkt man es schon. In Deutschland war ich immer sehr pünktlich und habe das auch von den anderen erwartet. Wenn man pünktlich ist, zeigt man der anderen Person, dass man sie ernst nimmt. So oder so ähnlich denken glaube ich die meisten Deutschen. Doch hier ist es einfach eine andere Mentalität. Komme ich heut nicht, komme ich morgen. Warten ist für mich ganz normal geworden. Während ich es zu Hause gar nicht leiden konnte und möglichst immer etwas zu tun haben wollte, ist es mittlerweile in Ordnung ein bis zwei Stunden in der Hitze auf irgendetwas zu warten. Oft weiß man sogar gar nicht worauf man eigentlich wartet. Aber das ist halt so. Dann unterhält man sich eben oder beobachtet die Leute. Man muss sich damit arrangieren. Etwas anders bleibt einem nicht übrig.
Auch denkt man sich nach der dritten Kakerlake und der vierten Ratte: „Soll ich mich jetzt jedes Mal erschrecken, wenn die Ratten über die Balken direkt über mir laufen, während ich mein Fahrrad in den Schuppen bringe? Oder mich ekeln, wenn zwei Kakerlaken vor mir im Badezimmer rumlaufen? Soll ich das Wasser zum Duschen oder das Geschirr dreckig finden? Soll ich wirklich ein Jahr Klopapier benutzen und damit riskieren, dass die Rohre verstopfen? Soll ich mich über jeden aufregen, der mal wieder 'Mister, Mister' ruft? Ist es nicht einfacher und vor allem stressfreier sich einfach an alles zu gewöhnen?“ Es ist zwar nicht leicht, aber wiedermal bleibt einem nichts anderes übrig, als sich damit abzufinden. Man wird gelassener und zufriedener. Es bringt einfach nichts, sich über alles zu beschweren und aufzuregen. Mir gelingt es natürlich nicht immer, mir das vor Augen zu führen, aber es wird immer besser.

Neben meiner Anpassung, merke ich, wie ich integriere und integriert werde. Es vergeht kaum ein Tag oder eine Woche, wo man nicht zu irgendetwas eingeladen wird. Auch wenn eine Einladung hier häufig nur als Redefloskel verwendet wird, ungefähr so wie in Deutschland das „Wie geht`s?“ am Anfang eines Gespräches, für dessen Antwort man sich aber manchmal gar nicht interessiert, war ich bis jetzt schon unter anderem auf zwei Hochzeiten und einer Trauerfeier.


wir mit dem Hochzeitspaar

Die Hochzeiten sind hier ein großes Ereignis. Am Tag der Hochzeit, werden Braut und Bräutigam im Kreise der Familie und der Freunde vermählt. Den Tag danach findet dann eine Wedding Party statt. Dort wird dann die gesamte Straße oder sogar Viertel eingeladen. Das Hochzeitspaar wird schon früh hübsch gemacht und auf eine Bühne gesetzt.


Steffi und Lisa wurden auch noch hübscher gemacht ;-)

Jeder, der nun eintrifft, geht auf die Bühne und begrüßt das Paar. Natürlich werden dann auch Fotos gemacht, allerdings immer nur auf der Bühne. So kommt es, dass ich echt Mitleid mit den beiden bekommen habe, weil sie nicht da runter konnten und sich bestimmt wie im Zoo fühlen mussten. Auf jeden Fall waren alle sehr schick und es gab super Essen. Nachher wurde dann die Braut von ihren Eltern an die Eltern des Mannes mit einer kurzen Zeremonie übergeben. Das war dann gleichzeitig auch das Ende und alle sind nach Hause gegangen.


die Zeremonie, bei der die Braut geweint hat

Heute war ich das erste Mal auf einer Trauerfeier hier in Indonesien. Die Mutter unserer Contact Person und Englischlehrerin an unserer Schule ist gestorben. Hier ist es üblich, dass der oder die Tote dann im Wohnzimmer aufgebahrt und zugedeckt wird. Alle Verwandten, Freunde, Bekannten, Nachbarn und Kollegen, so wie wir, werden dazu eingeladen. Man wünscht herzliches Beileid, sitzt zusammen, unterhält sich und nach einer halben Stunde verabschiedet man sich wieder. Ich denke es dient hauptsächlich als eine Art Respektsdarbietung und daher ist es, glaube ich, nicht so wichtig, wie lange man bleibt.
Die indonesische Kultur eröffnet sich für mich immer mehr und es ist toll, das zu merken. So langsam beginnt die Integration und ich bin gespannt, auf alles was noch kommen wird...

2 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

ja die letzten beiden beiträge klingen ja echt mal positiv und so, als würd das ganze langsam richtig interessant werden :)

Anonym hat gesagt…

ja finde ich auch das is echt interessant was da so alles abgeht =D